Geschichte

 

 

Gerade eben bemerke ich, daß es ganz schön kompliziert ist eine Bandgeschichte zu schreiben. Sollte man eigentlich nicht meinen,

weil ja auch ein Lebenslauf  nicht unbedingt schwer zu schreiben ist, und das obwohl der länger ist...

Wie dem auch sei – der Anfangspunkt oder die Geburt von Whistling to the bird muß irgendwann 1997 gewesen sein.

Bloß wann genau ? Keine Ahnung. Also wir wissen noch, daß Uli irgendwann bei Daniel – zu dieser Zeit noch in Ausbildung – im Krankenhaus lag – unfähig zu flüchten. Und da meine Ausbildung im November 1997 begonnen hat und wir schon zu den ersten Ergofeiern zu dritt aufgetreten sind, muß der Anfang von Wttb irgendwann im Sommer oder Frühjahr ‚97 liegen. So ! Uff.

 

 

Es war an einem sonnigen Frühjahrssommermorgen im wunderschönen Jahr 1997 als ich (Susanne) Daniel versuchte zu erklären, daß ich zwar seine Metalmusik in begrenzten Dosen verarbeiten könne, aber auf die Dauer eher zu etwas akustischem, folkigem tendieren würde.

(Wir waren damals gerade ein halbes Jahr zusammen und wir Frauen sollten ja bei unseren Männern immer äußerst behutsam vorgehen, wenn wir die Absicht verfolgen, Partner auf längere Frist hin zu verformen.)

Schließlich regte ich Daniel irgendwann im Frühjahr 97 an, mich mal auf ein Konzert der „Black Velvet Band“ zu begleiten.

Das Konzert von Black Velvet hat ihn dann letztlich so mitgerissen und begeistert, daß er meine einzige Folkkassette von Noel McLoughlin (ich entschuldige mich jetzt dafür – die hab ich mal auf einem Pfadfinderwochenende geklaut) und eine Black Velvet CD mir sozusagen aus der Hand gerissen hat.

Knapp eine Woche später konnte er doch tatsächlich ein, zwei Lieder auf der Gitarre nachspielen und dazu singen (ich glaube es waren „Boys of Killybegs“ und „Star of the County Down“)

 

Nun wie ich vorhin schon erklärte kam dann Uli in unser Leben, oder sollte ich sagen „in die Band“. Beziehungsweise konnte er nach seinem Krankenhausaufenthalt nicht mehr so einfach verschwinden. Daniel hatte nämlich herausgefunden, daß Uli Geige spielen konnte (er hatte sie ins Krankenhaus mitgenommen) und ihn gleich auf eventuelles Interesse angesprochen. So trafen wir uns schon nach einigen Tagen. Das hieß: Daniel holte Uli ab, dessen Knie-OP noch nicht solange um war.

Es dauerte auch nicht lange, ca. 4  Wochen Übungszeit und wir konnten unsere ersten Liedchen spielen. Ich muß zugeben, damals

hat Daniel noch ziemlich viel alleine auf der Gitarre gespielt und gesungen – aber für uns war es ok.  Und so steuerten wir unweigerlich auf unseren ersten Auftritt hin. ....

Keine Ahnung mehr wann das war und wo.

Kann es das Finkelbergcafe in Bischofsheim gewesen sein?

Falls es irgendjemandem einfällt – bitte sagen.

Und es hat richtig schön Spaß gemacht .... ehrlich - ohne

Übertreibung - wir hatten irre viel Spaß. Neue Lieder entdecken

und überhaupt immer mehr von dieser Musik zu begreifen.

 

In dieser Formation spielten wir, nun ja, so ziemlich 3 ganze Jahre lang und es waren gute drei Jahre. Anfangs noch mit bis zu 4 Auftritten pro Monat.

Leider unterbreitete uns Uli im Sommer 1999, daß er die irische Musik verlassen müsse, da sie (die Musik) seine klassische Karriere (er wollte unbedingt ans Konservatorium nach Berlin – hat er mittlerweile auch geschafft) verhindern würde. Der Stil und so.

Begriffen hab ich das damals nicht so richtig – und wir wollten auch nicht, da alles erst so richtig angefangen hatte. Aber irgendwie mussten wir uns damit abfinden und so spielten wir ab dem Sommer 1999 zu zweit weiter. Da wir aber immer noch die Hoffnung hatten, in nächster Zeit wieder einen Geiger oder eine Geigerin zu finden, nannten wir uns kurzentschlossen in „Two Corbies“ (nach dem Lied) um. Schließlich wollten wir das Publikum, welches uns mittlerweile als „Whistling to the Bird“ gut als Band (mit Tänzen usw.) kannte, nicht zu stark schockieren. Schließlich spielten wir zu zweit aufgrund der Besetzung mehr ruhige Balladen und Songwriterstücke.

 

Im Rückblick denke ich, daß uns diese Zeit ganz gut getan hat . Mir scheint es so als hätten wir die ruhigen Stücke erst so richtig „nach Uli“ entdeckt. Die Geschwindigkeit, die unsere Band zu Beginn eigentlich ausgemacht hatte, war jetzt drastisch reduziert.

 

Unsere Hoffnungen, schnell einen interessierten Geiger zu finden nahmen nun von Monat zu Monat ab, und ich begann langsam daran zu glauben, daß Geiger nur in Großstädten leben würden.

Insgesamt meldeten sich auf unsere Anzeigen und Flyer innerhalb eines Jahres nur sage und schreibe 2 Geiger. Einer wollte Country spielen und hätte im folgenden Jahr noch ca. 7 Termine frei gehabt, und die andere bot an, wenigsten ab und zu mal auszuhelfen.

Nein, mit Sicherheit war das kein befriedigendes Ergebnis.

 

Fast ein Jahr später (2000), stießen wir mit Hilfe unseres Freundes TJ (der hier auch noch ganz herzlich erwähnt sei als sehr guter Freund und Förderer der Band) auf eine Anzeige im Schweinfurter Groschenheft. Eine Geigerin suchte eine Band. Sie hatte zwar eher an Jazz oder Samba (?) gedacht, aber wir konnten sie trotzdem gewinnen.

Ich hab mich soooooo gefreut.

 

Claudia hieß die gute Frau und der Anfang war wirklich vielversprechend. Wir fuhren, wie schon mit Uli, gemeinsam nach Irland und nach einigen Monaten konnten wir uns trauen, gemeinsam ein Konzert zu geben.

Nun, ich weiß nicht ob man es schon in den oberen Zeilen lesen kann, aber irgendwie haben wir so nach 3 Monaten die ersten Probleme bekommen. Einmal von der musikalischen Seite und ganz besonders von der Einstellung.  Auch Daniel und ich sind keine perfekten oder guten Musiker. Wir spielen was wir hören und können dabei keine Noten lesen. Aber auch Claudia, obwohl sie Noten lesen konnte, hatte ihre Schwierigkeiten mit der irischen Musik. Doch der Schwerpunkt unserer Probleme lag wohl irgendwie auf der menschlichen Seite, oder sagen wir besser bei der Einstellung zur Musik. Ich denke man sollte die Musik zumindest mögen, wenn man sie schon vor Publikum spielt – anderenfalls würde es das Publikum merken. Und genau das passierte bei uns. Claudia, die am Anfang noch recht begeistert war von den Tänzen setzte ihren Schwerpunkt schnell auf die moderne Musik und eigentlich mehr das Singen als das Geige spielen.

Natürlich führte das zu Streitereien in der Band, die man nur

schwer übersehen konnte.  Doch wir waren entschlossen die Sache erstmal weiter zu führen.

 

Und wie soll ich’s sagen, dann kam Jochen.Ohne große Ankündigung, einfach von selbst war er auf einmal da. Das muß so Juli 2001 gewesen sein. Und es war wirklich eine Erleichterung denn ich glaube Jochen brachte ein bischen Gleichgewicht in die Band.

Und er hatte unheimlich schnell die Lieder drauf – Bassist eben.

 

Unser erster Vierer-Auftritt kam dann in Gerolzhofen. Die Stimmung war sowieso schon angekratzt – wir sollten nach einer Coverband spielen (tödlich für eine Folkband) und so ritten wir uns in den tiefsten Bandstreit an den ich mich überhaupt erinnern kann.

Schließlich war es ich (Susanne) die mit Claudias Art überhaupt nicht mehr zurecht kam. Es gab einen riesen Knatsch (und viel Whiskey) und wir erklärten ihr, daß wir nicht mehr mit ihr gemeinsam spielen wollten.  Es sollte ein letztes Abschiedskonzert geben – in Bischofsheim.  Anscheinend kam diese Trennung aber auch Claudia ganz recht, da sie sich neu orientieren wollte in Richtung moderne Musik und zum Singen wechseln wollte und die irische Musik ihr überhaupt nicht mehr gefallen hatte.

 

Nun standen wir also wieder alleine, also zu dritt da – ohne Geige,

die doch so wichtig ist für irische Musik. Ein bißchen niedergeschlagen aber gleichzeitig unheimlich erlöst spielten wir unserer erstes „ohne Geige-Konzert mit Jochen“ im Fränkischen Hof in Bad Neustadt.

Und so kurz vor Ende als wir uns verabschiedeten und das Publikum nach einer oder einem neuen Geiger befragten kam eine Rückmeldung.

Ich sag euch – das war wie beim Adventskalender alle Türchen gleichzeitig öffnen ! Juhuuu.

Madeleine kam zu uns – und sie brachte viele viele Vorteile mit –

sie hatte einen festen Freund, schon ausgelernt und wohnte in Bad Neustadt und das wichtigste sie konnte sehr gut Geige spielen – noch dazu irische Tänze.

Echt ein sechser im Lotto. Es hat gepasst : menschlich  und musikalisch.

Zu viert fanden wir schnell unsere Plätze auf der Bühne und selbst

die 4 monatige Pause von Jochen (der alte Sack war in Irland zum Studieren *beneid*) haben wir gut überstanden.

 

Und so spielen wir noch heute zusammen. Ich kann euch sagen, es macht wirklich viel Spaß mit den Dreien – das sag ich jetzt von mir aus.

Und ich habe auch keine Lust an dieser langen Geschichte noch mal was dazu zu schreiben!

 

Susanne

 

UPDATE November 2007:

 

Naja - so vergingen die Jahre, wir spielten viele Balladen und manchmal auch Tänze,  zwei CD's sind entstanden - beide in der "Jochen-eigenen Produktionsstätte" und wir hatten eine echt gute Zeit.

Madeleine bekam ein Baby, dann noch eins, Jochen fand ein "Studiumsende" (schließlich sogar einen Job)  und Daniel und Susanne sind häufig innerhalb der Rhön umgezogen. Aber irgendwann (es ist ja fast immer so...) kam es dann doch anders als wir alle gedacht hatten.

Madeleine und ihre Familie entschieden sich aus karrieretechnischen Gründen für einen Umzug in die Oberpfalz, was unsere kleine "Folkwelt" für eine kurze Zeit wackeln lies.

Natürlich war das für uns alle (alle vier) ein großes Ereignis und die Grübeleien "Was wird denn jetzt aus Wttb ?" oder "Wo finden wir ne neue Geige ?" standen mal wieder im Raum. Der Umzug war für uns alle nachvollziehbar und verständlich, daher umso schwieriger. Und die verbleibende Zeit verging schnell, die letzten Konzerte wurden gespielt - immer ein Stückchen Abschied mehr - aber keine Lösung für die Zukunft.

Bis........ wir dann den letzten "Madeleine-Neustadt-Auftritt" bei der fabelhaften REN-Messe im alten Gefängnis hatten. An diesem "Stückchen-Abschied-Abend" kam dann nämlich ein junger Mann auf uns zu und fragte so ganz vorsichtig an, ob er denn nicht mal bei einer Session mitspielen könne. Er sei Geiger und suche schon lange hier in der Gegend eine Irish Folk Band zum Mitfiddeln.

- Ihr könnt Euch unsere Gesichter vorstellen !!!!!          :)  :)  :)  :)

 

Und selbstverständlich ist es nicht beim "mal bei ner Session mitspielen" geblieben.

 

Basti ist aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung und des großen "Folkvorteils" (alle Bands haben fast oder nahezu identisches Liedmaterial aufgrund des gemeinsamen Fundus) sehr schnell "reingekommen".  Hat eigene Favourites, seinen eigenen Stil, Ideen und Herausforderungen für den Gitarristen  mit eingebracht.

 

Für Madeleine war das dann auch ok, denn es ist ja auch immer für den der fortgeht schwer !

 

Wirklich verwunderlich ist aber allerdings noch folgendes Detail: Wenn ihr mal ganz oben lest oder euch erinnert an die "Wurzeln der Band" - nämlich an die Black Velvet Band... dann kann man jetzt sagen, daß sich mit Basti irgendwie der Kreis schließt.  Nicht nur, daß der Mann bei "Einheitsschiene Nr. 7" und bei "Pilleknäckeren" mitgespielt hat, nein, der ist auch noch befreundet mit dem Geiger von der Black Velvet Band (dem Christian, mit dem er auch bei Pilleknäckeren gespielt hat)  - ihr wisst schon... die Wurzeln und so. Uns hat das auf jeden Fall sehr gefreut.

 

So, ich hoffe, dass ich nicht so schnell die nächste Erweiterung der Bandgeschichte schreiben muss...

 

Wir sehen uns bestimmt mal auf nem Konzert - Bis dann, Susanne